In den späten Abendstunden in Stralsund, Frankenstraße 11: Nazi-Horden rotten sich vor dem dortigen Schuhgeschäft zusammen. Eigentümer des Ladens: Salomon Eckdisch. Es ist der 9. November 1938. Zwei Jahre später ist er tot. Salomon war Jude, er wurde von den Nazis nach Piaski (Polen) deportiert und dort ermordet.
Der 9. November 1938 gilt als der Beginn der systematischen Verfolgung der Juden im Nazi-Deutschland.
Was mit Vernichtungslagern endete, begann mit dem Ausbau militärischer Infrastruktur, Hochrüstung, Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus. Nur zehn Monate nach den Pogromen entfesselte das waffenstarrende, militarisierte Deutschland den Zweiten Weltkrieg.
Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mahnte: „Ihr seid nicht schuldig für das, was damals geschehen ist. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt“ Deshalb erinnern wir in Stralsund 86 Jahre nach den Pogromen. Denn die Mechanismen von damals wirken fort: Hetze gegen Minderheiten, Antisemitismus und das Schüren von Feindbildern sind auf dem Vormarsch. Es findet eine gefährliche Militarisierung der Gesellschaft statt: „Kriegstüchtigkeit“ soll bereits auf unseren Schulhöfen, an den Häfen der Ostsee und in unseren Herzen verankert werden.
Das Stralsunder Friedensbündnis beteiligt sich an den Gedenkveranstaltungen der Stadt und der Kirchengemeinden.
